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«Ein langwieriger, schmerzhafter Prozess»
Von Peter Steiner
Martin von Matt betreibt das Antiquariat in 6. Generation. Sein Ur3-Grossvater Kaspar von Matt, ein Drucker, Buchbinder und Herausgeber von Gebetsbüchern, legte mit der Übernahme der Bibliothek eines Obwaldner Pfarrers 1835 den Grundstein für den Handel mit alten, gebrauchten Büchern. Logischerweise war die Ausrichtung auf theologische und philosophische Werke damit programmiert, aber bald gesellten sich sogenannte Helvetica dazu: Bücher über Schweizer Geschichte, schweizerische Literatur und Schweizer Biografien. Ungefähr 200'000 Titel sind so über die Jahrzehnte im 1900 speziell dafür gebauten Haus zusammengekommen, und von Matt sagt: «Für meinen Grossvater Josef von Matt war das Antiquariat um jene Zeit ein richtig gutes Geschäft.»
Säkularisierung und Digitalisierung
Dem ist seit gut 20 Jahren nicht mehr so. Religion und Religionswissenschaft haben an Interesse eingebüsst, viele alte Bücher, ja ganze Buchreihen sind heute via Internet digital lesbar, der Bedarf, sie physisch zur Verfügung zu haben, ist geschwunden. Von Matt erläutert’s am Nidwaldner Kalender, den er selbst verlegt: «Auf www.e-periodica.ch ist die ‹Brattig› von Band 1 im Jahre 1860 bis zur letztjährigen, 165. Ausgabe elektronisch abrufbar – verständlich deshalb, dass niemand mehr eine ältere, gedruckte Ausgabe kaufen will.» In von Matts Bücher-Schloss türmen sich davon aber noch grosse Vorräte, die zu Altpapier geworden sind.
Abbau und Verlagerung
Martin von Matt, selbst unterdessen im Pensionsalter, zieht daraus die Konsequenz: Er schliesst das Antiquariat auf Ende August. «Es war ein langwieriger, schmerzhafter Prozess», gesteht der Büchermensch, und weil er das Bedauern nicht für sich alleine behalten will, organisiert er jetzt kurze «Ausverkaufstage» mit offenen Räumen und stark reduzierten Preisen. Von Matt erhofft sich davon, «vielleicht für einen Drittel des Bestandes neue Hände zu finden». Darnach macht er sich ans Räumen: Bücher, die digitalisiert sind, will er nicht mehr aufbewahren, jene aber, die Erscheinungsjahre vor circa 1850 aufweisen, wird er auslagern: «Diese älteren Titel verzeichnen wir in einer Datenbank und halten sie auch längerfristig online für Interessierte bereit.»
Die Buchhandlung bleibt
Für das Antiquariatsgebäude sucht von Matt eine alternative Nutzung. Von den Plänen grundsätzlich nicht betroffen ist die Buchhandlung. Bereits haben die Angestellten die operative Führung übernommen, und Martin von Matt ist überzeugt: «Damit ist der Fortbestand der Buchhandlung gesichert.» Die Bücher-Mitmenschen freut’s!
Ausverkaufstage im Antiquariat:
1. – 3. Mai, 30. / 31. Mai, 26. – 28. Juni