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«Ein langwieriger, schmerzhafter Prozess»

24. April 2025
«Ausverkauf» im Antiquariat von Matt: Was einst ein gutes Geschäft war, der Handel mit gebrauchten Büchern, ist völlig aus der Mode. Der Inhaber, Martin von Matt, stellt den Verkauf an der Tellenmattstrasse deshalb ein, aber zuvor gibt’s die Bücher an speziellen Tagen zu speziellen Preisen.

Von Peter Steiner

Martin von Matt betreibt das Antiqua­riat in 6. Generation. Sein Ur3-Grossvater Kaspar von Matt, ein Drucker, Buchbin­der und Herausgeber von Gebetsbüchern, legte mit der Übernahme der Bibliothek eines Obwaldner Pfarrers 1835 den Grundstein für den Handel mit alten, gebrauchten Büchern. Lo­gischerweise war die Ausrichtung auf theologische und philosophische Werke damit programmiert, aber bald gesellten sich sogenannte Helvetica dazu: Bücher über Schweizer Geschichte, schweizeri­sche Literatur und Schweizer Biografien. Ungefähr 200'000 Titel sind so über die Jahrzehnte im 1900 speziell dafür ge­bauten Haus zusammengekommen, und von Matt sagt: «Für meinen Grossvater Josef von Matt war das Antiquariat um jene Zeit ein richtig gutes Geschäft.»

Säkularisierung und Digitalisierung
Dem ist seit gut 20 Jahren nicht mehr so. Religion und Religionswissenschaft haben an Interesse eingebüsst, viele alte Bücher, ja ganze Buchreihen sind heute via Internet digital lesbar, der Bedarf, sie physisch zur Verfügung zu haben, ist geschwunden. Von Matt erläutert’s am Nidwaldner Kalender, den er selbst verlegt: «Auf www.e-periodica.ch ist die ‹Brattig› von Band 1 im Jahre 1860 bis zur letztjährigen, 165. Ausgabe elektronisch abrufbar – verständlich deshalb, dass niemand mehr eine ältere, gedruckte Ausgabe kaufen will.» In von Matts Bücher-Schloss türmen sich davon aber noch grosse Vorräte, die zu Altpapier ge­worden sind.

Abbau und Verlagerung
Martin von Matt, selbst unterdessen im Pensionsalter, zieht daraus die Konse­quenz: Er schliesst das Antiquariat auf Ende August. «Es war ein langwieriger, schmerzhafter Prozess», gesteht der Bü­chermensch, und weil er das Bedauern nicht für sich alleine behalten will, orga­nisiert er jetzt kurze «Ausverkaufstage» mit offenen Räumen und stark reduzier­ten Preisen. Von Matt erhofft sich davon, «vielleicht für einen Drittel des Bestandes neue Hände zu finden». Darnach macht er sich ans Räumen: Bücher, die digitali­siert sind, will er nicht mehr aufbewah­ren, jene aber, die Erscheinungsjahre vor circa 1850 aufweisen, wird er auslagern: «Diese älteren Titel verzeichnen wir in ei­ner Datenbank und halten sie auch län­gerfristig online für Interessierte bereit.»

Die Buchhandlung bleibt

Für das Antiquariatsgebäude sucht von Matt eine alternative Nutzung. Von den Plänen grundsätzlich nicht betroffen ist die Buchhandlung. Bereits haben die Angestellten die operative Führung übernommen, und Martin von Matt ist überzeugt: «Damit ist der Fortbestand der Buchhandlung gesichert.» Die Bü­cher-Mitmenschen freut’s!

Ausverkaufstage im Antiquariat:
1. – 3. Mai, 30. / 31. Mai, 26. – 28. Juni

Antiquariat von Matt
Martin von Matt. (Bild: Peter Steiner)