Inhalt

Die Pioniere verabschieden sich

2. November 2023
41 Jahre war die Bauernfamilie von Hans-Peter und Marietta Zimmermann am Stanser Wuche-Märcht auf dem Dorfplatz prominent vertreten – jetzt geben sie am letzten Wochenmarkt am Samstag, 4. November, ihren Abschied.
Familie Zimmermann
Marietta und Hans Zimmermann (Mitte) mit Helfenden aus Familie und Freundeskreis. (Bild : Anita Lehmeier)

Von Anita Lehmeier

Natürlich sei auch viel Wehmut dabei, meint Marietta Zimmermann zum Entschluss ihrer Familie, nicht mehr am samstäglichen Wuche-Märcht auf dem Dorfplatz dabei zu sein. Aber sie hätten sich entschlossen, es wie die Sportler zu machen und auf dem Höhepunkt der
Karriere aufzuhören. Seit 1982 waren die Zimmermanns ein fester Bestandteil auf dem Markt.
Mit ihren vier Ständen fällt fortan der grösste Teil des Angebots an regionalen landwirtschaftlichen Produkten weg. Ein Aus für den ganzen Markt soll das aber keinesfalls bedeuten. Als Präsidentin des Vereins Stanser Wuche-Märcht-Fahrer – ein Amt, das sie seit über zwanzig ahren mit Herzblut ausfüllt und dem sie bis Mai 2024 treu bleibt – will Marietta
Zimmermann bis zum Markt-Start im nächsten Frühling für Ersatz sorgen. Als «Kopf und Seele» dieses geschätzten «Jour fixe» im Dorfleben setze sie alle Hebel in Bewegung, damit der Markt weiterhin existiert und gedeiht.

Helferteam macht's möglich
Hans-Peter und Marietta Zimmermann konnten in all den Jahren auf die Mithilfe ihrer fünf Kinder, von Neffen, deren Angehörigen und Bekannten zählen. «Ohne diese wäre es gar nicht gegangen», lobt Marietta den Einsatz ihrer Familie und Freunde. Sie konnte auf einen 30-köpfigen Pool von Helferinnen und Helfern zurückgreifen, um jeden Samstag sechs bis sieben Leute für Beratung und Verkauf am Gross-Stand zu rekrutieren. Alle wurden dabei entlöhnt,
«mehr als nur symbolisch». Denn Märcht-Tage sind streng und lang: Für Hans-Peter Zimmermann ist jeweils um 5.30 Uhr Tagwacht. Die anderen Helfenden stellen ab 6.30 Uhr die Stände mit den orange-braunen Markisen auf, um sieben Uhr ist alles parat, auch wenn der Markt offiziell erst um acht Uhr startet. «Für uns geht’s nicht nach der Uhrzeit los, sondern dann, wenn die ersten Kunden kommen. Gerade im Hochsommer sind einige Stammkunden schon sehr früh da, wollen nachher zeitig z’Bärg oder an den See», weiss Marietta Zimmermann aus Erfahrung.

Viel Vor- und Nachbereitung
Für sie selbst beginnt der Märchttag bereits am Freitagabend, wenn sie die Waren von befreundeten Produzenten einsammelt, die ebenfalls am Stand angeboten werden. Und die ganze Woche gilt den Vorbereitungen, dem Ernten, Rüsten und Packen der Waren. Nach
Märchtschluss geht für die fleissige Bäuerin die Arbeit weiter, wenn sie die nicht verkauften Waren verwertet, zu Chutney und Sirups, Konfis und Konserven einkocht. Am Sonntagabend, wenn alles Vörige sorgsam verwertet und haltbar gemacht ist, sei sie «öppe scho durä»,
gesteht sie. Natürlich gibt’s Zimmermanns frische und eingemachte Sachen weiterhin, und
zwar im Hofladen an der Buochserstrasse. Der wurde übrigens vor 35 Jahren eröffnet, als einer der ersten im Kanton. Aber sie seien froh, ab dem 4. November ein bisschen mehr Zeit für sich zu haben.